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Zifferblattherstellung

Von Künstlern und ihren Leinwänden

Das Zifferblatt verleiht einer Uhr ihr Gesicht. Was auf den ersten Blick so selbstverständlich vollkommen scheint, gehört zu den größten Herausforderungen der Uhrmacherkunst. Aus diesem Grund kommt der eigenen Zifferblattherstellung ein besonderer Stellenwert zu: Glashütte Original ist eine der wenigen Uhrenmanufakturen, die ihre Zifferblätter in aufwendiger Handarbeit selbst herstellen. Neben Kreativität und Erfahrung sind bei der Fertigung hauchdünner Zifferblätter und filigraner Anzeigescheiben äußerste Sorgfalt und Aufmerksamkeit unverzichtbar.

 

In der neuen Zifferblattmanufaktur am Standort Glashütte, die im Juni 2025 offiziell eröffnet wurde, hat Glashütte Original ein hohes Maß an Fachwissen und Fingerfertigkeit gebündelt, das die hohe Qualität und makellose Schönheit der eigenen Zifferblätter garantiert. Die Fertigung eines Zifferblatts umfasst dabei eine Vielzahl einzelner Arbeitsschritte. Von der Herstellung des Rohlings und seiner Bearbeitung, über das Schleifen und Polieren der Oberfläche bis hinzu den vielfältigen Veredelungsprozessen setzen zahlreiche Hände alles daran, die filigranen „Leinwände“ in echte Kunstwerke zu verwandeln.

Design und Rohlinge

Alles beginnt mit den Zifferblattrohlingen. Je nachdem, welche Eigenschaften und Farbe das Blatt am Ende haben soll, wird das entsprechende Material ausgewählt: Neusilber, Bronze oder Messing. In besonderen Fällen gibt es auch Zifferblätter aus Sterlingsilber oder Gold. Sobald das Design und das Material für das zukünftige Zifferblatt definiert wurden, beginnt ein Team von Zifferblattspezialisten und Goldschmieden mit der Fertigung der Rohlinge.

 

Design und Rohlinge

Fräsen, Bohren und Oberflächenbearbeitung

Nach dem Ausstanzen der Rohlinge, die noch nicht den endgültigen Durchmesser des Zifferblatts haben, werden diese mit sogenannten Nocken versehen. Während des Fertigungsprozesses unterstützen diese Nocken das präzise Auflegen der Blätter auf die verschiedenen Maschinen. In einem nächsten Schritt werden die Löcher und Aussparungen für die Zeiger, die Indexe oder die Mondphasenanzeige hineingefräst. Der Rohling bekommt hier seinen finalen Durchmesser und die Nocken werden wieder entfernt. Nach der Reinigung werden die Zifferblatt-Füße angebracht, die dazu dienen, das Zifferblatt auf dem Werk zu positionieren.

 

Fräsen, Bohren und Oberflächenbearbeitung

Galvanisieren und Lackieren

Je nach Design der Uhr erhalten die Zifferblätter hier ihre Farbe. Beim Galvanisieren wird metallisches Material per Elektrolyse gleichmäßig aufgebracht. Typische Farbtöne sind hier Blau, Schwarz, Anthrazit oder Silber. Beim Lackieren wird Farbe von Hand aufgesprüht und anschließend in einem Ofen getrocknet. Hier reicht die Farbpalette von mattem Weiß über fein gekörntes Grau bis zu kräftigem Grün. Sowohl das Galvanisieren als auch das Lackieren erfolgen in Reinräumen, die nur durch Schmutz und Staub absorbierende Schleusen betreten werden können. So können unerwünschte Ablagerungen und Einschlüsse von feinsten Partikeln vermieden werden.

 

Galvanisieren und Lackieren

Druck

Einer der letzten Bearbeitungsschritte ist das Bedrucken. Beim Tampondruckverfahren wird jedes Blatt einzeln auf einen Sockel aufgesetzt; hier helfen die „Füße“ bei der Ausrichtung. Dann wird mittels eines Fußpedals eine Maschine in Gang gesetzt: Zuerst wird Farbe auf eine Metallplatte aufgetragen, die Aussparungen entsprechend des Schriftzugs oder der Zahlen hat, die aufgedruckt werden sollen. Dann wird mit einem Spatel überschüssige Farbe abgezogen und ein Tampon, ein mit Luft gefüllter kleiner Ballon, auf die mit Farbe gefüllte Platte gedrückt. Die so aufgenommene Farbe wird anschließend auf das Zifferblatt übertragen und aufgedrückt. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt, um einen subtilen 3D-Effekt zu erzielen, der durch mehrere Farbschichten entsteht.

 

Druck

Applizieren

Der größte Teil des Fertigungsprozesses eines Zifferblatts ist Handarbeit, egal ob es sich dabei um das behutsame Aufsetzen von Edelsteinen, das Aufbringen von Super-LumiNova Leuchtpunkten oder Appliken handelt. Diese applizierten Indexe und Ziffern verleihen dem Zifferblatt mit ihrem Relief optische Tiefe und verdienen einen zweiten und dritten Blick. Die markanten Appliken der SeaQ etwa durchlaufen zahlreiche Arbeitsschritte, bevor sie ihren vorbestimmten Platz einnehmen. Die kleinen Rohlinge werden zunächst einzeln poliert und mit Leuchtmasse ausgelegt. Danach werden sie vorsichtig in winzige Öffnungen auf dem Zifferblatt platziert und sicher befestigt.

 

Applizieren

Qualitätsprüfung & Endkontrolle

Ein typisches Zifferblatt kann bis zu 75 Arbeitsschritte durchlaufen. Eine erste Prüfung erfolgt nach der Herstellung des Metallrohlings, eine zweite nach dem Pressen der Oberfläche und eine dritte, nachdem die Löcher für die Füße und applizierten Elemente gebohrt wurden. Vor dem Bedrucken wird das Zifferblatt erneut einer optischen Prüfung unterzogen und nach dem Tampondruck einer weiteren. Wenn das Zifferblatt schließlich als fertig erachtet werden kann, wird es noch ein letztes Mal in der Endkontrolle begutachtet. Erst wenn das Blatt alle Qualitätsprüfungen bestanden hat, wird es vakuumverschweißt und ins Haupthaus in der Altenburger Straße transportiert, wo bereits ein fertig montiertes Uhrwerk auf sein „Gesicht“ wartet.

 

Qualitätsprüfung & Endkontrolle

Zifferblattdetails im Fokus

Was ein Zifferblatt wirklich außergewöhnlich macht, zeigt sich in vielen kleinen Details. Ob feiner Strahlenschliff, traditionelle Anreibeversilberung, schimmerndes Perlmutt oder kunstvoll integrierte Mondphasenanzeige; jedes Element ist das Ergebnis künstlerischer Kreativität, präziser Handarbeit und langjähriger Erfahrung.

 

Die Kombination aus traditionellen Techniken und ausgesuchten Materialien verleiht jedem Zifferblatt aus unserem Haus seine einzigartige Tiefe, Struktur und Ausstrahlung. So entstehen am Standort Glashütte kleine Kunstwerke, die das Wesen jeder Uhr von Glashütte Original und die Persönlichkeit ihres Trägers oder ihrer Trägerin dezent unterstreichen.

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Zifferblattdetails

Mit dem manuellen Anreibeversilbern greift Glashütte Original eine traditionsreiche Technik auf, die nur noch von wenigen Spezialisten ausgeübt wird. Zunächst wird ein Rohling aus Massivgold sorgsam graviert, die Gravuren mit schwarzer Farbe ausgelegt und im Ofen gebrannt. Anschließend wird die überschüssige Farbe entfernt, bis nur noch eine tiefschwarze Einlage erhalten bleibt. Das so präparierte Zifferblatt wird zum Schluss anreibeversilbert; ein aufwendiger Prozess, bei dem feines Silberpulver, Salz und Wasser mit einer Bürste von Hand aufgerieben werden. Damit erhält es seine ebenmäßig schimmernde Struktur.

 

Anreibeversilberung

Wohl kaum eine Komplikation ist so eng mit Glashütte Original verbunden wie unser typisches Großdatum, das sogenannte Panoramadatum. Hinter der großflächigen Datumsanzeige verbergen sich zwei konzentrisch auf einer Ebene angeordnete Scheiben. Sie sorgen dafür, dass das Datum ohne trennenden Mittelsteg abgelesen werden kann. Die winzigen Anzeigescheiben werden ebenfalls intern gefertigt und sind farblich entweder genau der Farbe des Zifferblatts angepasst oder bewusst in einer Kontrastfarbe gestaltet. Eine gestufte Passepartout-Öffnung im Blatt setzt die Anzeige stilvoll in Szene.

 

Panoramadatum

Der Rundschliff, das sogenannte „Schallplattenmuster“, wird mittels einer kleinen Drehmaschine individuell realisiert. Hier löst ein Mitarbeiter mithilfe eines Drehstahls behutsam einen dünnen Faden Metall aus dem sich drehenden Zifferblattrohling, so dass ein feines rillenartiges Muster entsteht. Dieser Schliff sorgt später für faszinierende Lichtreflexe und eine changierende Farbwirkung je nach Lichteinfall. Mit diesem Muster werden insbesondere Hilfszifferblätter innerhalb des Zifferblatts dekoriert, wie bei einigen Pano-Modellen oder dem SeaQ Chronograph.

 

Rundschliff

Perlmutt ist ein kostbares organisches Material aus der innersten Schicht verschiedener Muschelarten. Das schimmernde Finish und seine Widerstandsfähigkeit machen es zu einem begehrten und dekorativen Werkstoff. Seine spröde Beschaffenheit verlangt jedoch äußerstes Fingerspitzengefühl bei der Bearbeitung. Ein Perlmuttzifferblatt hat eine Stärke von nur 0,4 mm. Um das hauchzarte Material vor Bruch zu schützen, wird es auf eine ebenfalls 0,4 mm dünne Scheibe aus Messing oder Neusilber montiert. Zusätzliche Farbeffekte können erzielt werden, indem blaue oder rosa Farbe zwischen Zifferblatt und Grundplatte aufgetragen wird, die dann zart durch das Perlmutt durchschimmert.

 

Perlmutt

Die Mondphase ist eine der traditionsreichsten Komplikationen der Uhrmacherkunst. Die komplexe Anzeige stellt seit jeher eine echte Herausforderung dar. Dafür werden auf die geschliffene und polierte Oberfläche einer dünnen Scheibe aus Bronze oder Neusilber vorsichtig mit Schutzlack kleine Sterne gedruckt. Die zukünftige Mondscheibe wird im Sandstrahlverfahren mattiert und blau galvanisiert, bevor die aufgedruckten Sterne abgelöst und ihre glänzenden Silhouetten freigelegt werden. Mit Diamantwerkzeugen werden schließlich zwei runde Vollmonde einegschnitten, die später den Mondzyklus von durchschnittlich 29,5 Tagen abbilden.

 

Mondscheibe

Der dekorative Strahlenschliff einiger Modelle wird mittels einer rotierenden Messingbürste und einem Gemisch aus Korund und Bimsstein aufgebracht. Das Einrichten und die Bedienung der Schleifvorrichtung werden manuell durchgeführt, die gleichmäßige rotierende Bewegung wird durch einen kleinen Motor gewährleistet. Die Kunst besteht darin, den Schliff so dezent wie möglich aber dennoch gut sichtbar zu machen. Anschließend erhalten die Zifferblätter in einem speziellen Galvanikbad ihre gewünschte Farbe, wobei die galvanische Schicht hauchdünn ist, um die „Strahlen“ nicht zu verdecken.

 

Strahlenschliff